Klassische Homöopathie – sanft und ganzheitlich Heilen 4. Teil

Im letzten Teil dieser Reihe wurden wesentliche Grundlagen zur Anwendung der Klassischen Homöopathie bei akuten und chronischen Beschwerden erklärt. Wenn Sie eine klassisch-homöopathische Praxis aufsuchen können Sie folgende  Arbeitsschritte miterleben:

  • Eine ausführliche Erhebung der Krankengeschichte – die Anamnese
  • Die Hierarchisation und Repertorisation –  das Ordnen der Anamnese
  • Ein ausführliches Studium der Materia Medica – der homöopathischen Arzneimittellehre

Diese Schritte sind notwendig, um ein Mittel zu finden, dass nach der „Ähnlichkeitsregel“ mittels einer „Arzneimittelprüfung“ an gesunden Menschen möglichst ähnliche Erscheinungen hervorruft,  wie sie beim Kranken festgestellt und geheilt werden sollen. Die fachgerechte Auswertung der umfassenden Anamnese führt also zu einem Mittel, dass die größte Ähnlichkeit zu den bestehenden Beschwerden des Kranken hat. Dieses Mittel wird nun, entsprechend potenziert, dem Kranken verabreicht. Hahnemann spricht im „Organon“ von einem dynamischen Wirken dieser potenzierten Arzneien, die „…durchdringend wirken und hülfreich werden, selbst diejenigen unter ihnen, welche in rohem Zustande nicht die geringste Arzneikraft im menschlichen Körper äußern.“ Er geht davon aus, dass durch  „… dieses mechanische Einwirken auf ihre kleinsten Theile durch Reiben und Schütteln … die latenten, vorher unmerklich, wie schlafend in ihnen verborgen gewesenen, dynamischen Kräfte …entwickelt … „ werden. „Potenzierung“ bedeutet also Verdünnung der Substanz und deren Dynamisierung durch entsprechendes Schütteln bei flüssigen bzw. Verreiben bei festen Formen.

Potenzen

Die Potenzierungen sind in D-, C- und LM (Q) – Potenzen unterteilt.

Tabelle Potenzen

Zur Verdeutlichung ein Beispiel: Aconit D 12 wird zwölfmal im Verhältnis 1: 9, also ein Teil Ausgangssubstanz und 9 Teile Trägersubstanz vermischt und verschüttelt bzw. verrieben. Dabei wird immer aus dem vorherigen Potenzierungsschritt ein Teil für den nächsthöheren Schritt verwendet. Das heißt, aus der D 1 wird ein Teil mit neun Teilen weiterpotenziert und ergibt die D 2 und so fort. Für die anderen Potenzhöhen ist entsprechend zu verfahren. Homöopathische Tropfen werden durch Verschütteln einer Substanz mit einem Wasser – Alkohol – Gemisch hergestellt und entsprechende Tabletten oder Globuli durch deren Verreibung mit einem Zuckerpulver.

Hahnemann fand heraus, dass nicht die materielle Substanz des Mittels, sondern die in der Substanz verborgenen dynamischen Kräfte, die durch das Potenzieren erst freigesetzt werden, für die Heilwirkung verantwortlich sind. Paradox im Hinblick auf die Tiefe der Wirkung ist auch die Tatsache, dass eine höhere Potenz desto intensiver wirkt je mehr Dynamisierungsschritte durchlaufen werden. Während für die Hausapotheke D 6 und D 12 Potenzen gängig sind, verwenden klassisch arbeitende Homöopathen eher Potenzen in der Größenordnung um C 30. Die Ausgangssubstanzen für die Potenzierung können pflanzlicher, tierischer oder mineralischer Herkunft sein.

Fortsetzung der kleinen Hausapotheke

Diesmal geht es um Hilfe bei Zahnungsproblemen und bei Stress vor Prüfungen, vor öffentlichen Auftritten, vor wichtigen Beratungen u.a.

Einige Mittel für akute Beschwerden

Zahnungsbeschwerden
Chamomilla Chamomilla rote, evtl. geschwollene Wange, eine Wange rot, die andere blass, unleidliches Wesen, viel weinen, Zahnungsdurchfall, gehackerter Stuhl, wundmachend, Fieber
Aconit Aconit Plötzlich hohes Fieber, große Unruhe und Ängstlichkeit
Calcium phosphoricum Calcium phosphoricum Zahnung erschwert und schmerzhaft, wechselhaftes und schwer zu ertragendes Temperament, bereits bei Zahnung kariöse, dunkle oder brüchige Stellen, Zähne kommen in großen Abständen
Beschwerden durch Erwartungsspannung
Argentum nitricum Argentum nitricum Nervosität mit Durchfall, braucht immer eine Toilette in der Nähe, Magenprobleme mit Aufstoßen, braucht viel Bewegung, große Unruhe, Angst, zu versagen; zu spät zu kommen
Gelsemium Gelsemium zittern vor aufregenden Ereignissen, Probleme, sich zu konzentrieren, abwesend – ist ja doch alles egal, alles Gelernte vergessen, Schwäche
Ignatia Ignatia Neigung zur Hysterie, weint und lacht, Ausbrüche, auch verbaler Art, Erkrankungen vor aufregenden Ereignissen, muskuläre Verspannungen
Lycopodium Lycopodium zeigt seine innere Erregung nicht, nach außen gelassen, innerlich unsicher, er hat bald wieder alles unter Kontrolle, besser nach den ersten Worten bei einem Vortrag oder einer Prüfung, muss sich „warm“ sprechen
Silicea Silicea ehrgeizig, perfektionistisch, Angst zu Versagen, blockiertes, stures Verhalten, explosionsartige Ausbrüche wenn es nicht so läuft, wie er denkt, läuft weg

Ausführlichere Informationen und Kurse zum Erlernen klassischer Homöopathie finden regelmäßig in meiner Praxis statt.

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