Artikel aus der Fachzeitschrift „naturel“ von Dr. A. Söldner

Artikel  zur klassischen Homöopathie Autor: Dr. Angela Söldner

Klassische Homöopathie  –  sanfte und ganzheitliche Behandlung des Menschen

 Aus dem Praxisalltag

An einem Dienstagmorgen kommt eine Mutter mit ihrem 6 jährigen Mädchen in die Praxis. Dieses Mädchen, so berichtet die Mutter, ist seit einem reichlichen Jahr ständig krank. Sie erzählt von dauernden Erkältungen. Den einen Monat hat das Kind Schnupfen. Zwei Wochen später einen leichten Husten. Es kratzt wieder etwas im Hals, dann wieder eine Bronchitis, und so geht es immer fort. Die Mutter weiß sich keinen Rat mehr. Sie hat schon viele Behandlungsvarianten versucht – die üblichen medizinischen Maßnahmen eben. Manchmal wurden auch Antibiotika verabreicht, dann auch unterschiedliche Hausmittel probiert. „Warum kann das Kind nicht mal eine längere Zeit gesund sein?“, fragt sich die Mutter.

Ein anderes Beispiel betrifft einen etwa 65 Jahre alten Mann. Er kommt zu mir, weil er seit ca. 2 Jahren starke Knochenschmerzen in den Armen und Beinen hat. Er hat vieles versucht, ist von einer Behandlung in die andere gelaufen, hat eine Untersuchung nach der anderen machen lassen, aber niemand konnte ihm helfen.

 Das Herangehen des Homöopathen

Das oben angedeutete Beispiel steht für viele. Oft kommen solche Patienten früher oder später zum Homöopathen, zum Naturheilkundler oder Heilpraktiker. Und nicht selten führt das spezielle Herangehen dieser Therapeuten zum Erfolg. In der klassischen Homöopathie werden nicht vorrangig Symptome behandelt, sondern der Mensch als Einheit von Körper, Seele und Geist, auch in der Ganzheit mit seiner Umwelt, mit seinen sozialen Kontakten. Selbstverständlich wird der „klassisch“ arbeitende Homöopath seine Behandlung immer im Zusammenhang mit einer ausgewogenen Lebensführung sehen und sich gegebenenfalls auch weiterer ergänzender Heilverfahren bedienen.

 

Homöopathen nehmen sich beim Erfragen der psychischen und sozialen Probleme, beim Erheben der Vorgeschichte ( Anamnese ) viel Zeit, um Ursachen und Mitursachen  schwer beeinflussbarer Störungen aufzudecken und gemeinsam mit dem Betroffenen so weit wie möglich zu bewältigen:

 

 

 

 

Bei dem Einen sind es Probleme in der Arbeit, in der eine ständige  Drucksituation zu einer Belastung führen kann. Bei einem Anderen sind es vielleicht  Partnerprobleme, die so sehr belasten, dass die Nächte durchwacht werden.

Stresssituationen entstehen auch durch Umzug in eine andere Stadt, verbunden  mit dem Abreißen sozialer Bindungen, mit der Notwendigkeit neue Kontakte, einen neuen  Freundeskreis  aufzubauen.

Bei Kindern ist es vielleicht der erste Besuch im Kindergarten, der Schulbeginn oder der Wechsel von der Grundschule in das Gymnasium.

Sie müssen sich dort auf viele neue Bedingungen einstellen, auf ungewohnte Räume, andere Bezugspersonen, andere Kinder, die sie umgeben. Für manche Kinder sind das sicher keine Probleme, andere, sensiblere Naturen, reagieren darauf empfindlicher. Sie haben z.B. morgens Bauchschmerzen, bevor sie aus dem Haus gehen oder finden nur unruhigen Schlaf. Es kann soweit gehen, dass diese Kinder beim Frühstück weinen und keine Lust haben, aus dem Haus zu gehen.

 

Solche Disharmonien stören unsere Lebenskraft und unser Körper reagiert mit unterschiedlichen Beschwerden. Diese nehmen wir oft genug nicht ernst  und versuchen, über sie hinwegzusehen.

Hier wäre es gut, die  Situation zu erkennen, sie richtig einzuschätzen und mittels der klassischen Homöopathie helfend einzuwirken. Denn diese kann steuernd und regulieren eingreifen und entfaltet die für die Selbstheilung des Organismus notwendigen Kräfte.

 

An der Wirksamkeit der Homöopathie kann nach langjähriger Bewährung kein begründeter Zweifel mehr bestehen. Der exakte Nachweis ihrer Wirkungsweise befindet sich noch in der Forschung.

 

Das Wirkungsprinzip der klassischen Homöopathie

 

Eine kleine Dosis einer ausgewählten, im Erscheinungsbild der Krankheit ähnlichen Substanz, führt durch die Auseinandersetzung des Organismus mit diesem gesetzten Reiz zu einer Anregung der Selbstheilungskräfte. Durch diese Auseinandersetzung wird der Organismus unterstützt, die Krankheit aus eigener Kraft zu überwinden – sofern die vorhandene Lebenskraft dazu ausreicht.

Darauf ist später noch ausführlicher einzugehen.

 

Arbeitsschritte in der homöopathischen Praxis

 

Wenn Sie eine klassisch-homöopathische Praxis aufsuchen erleben Sie  Arbeitsschritte mit, die in folgenden Beiträgen im Detail zu besprechen sind:

–     Eine ausführliche Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese)

–     Die Hierarchisation und Repertorisation, sowie

–     Ein ausführliches Studium der Materia Medica.

Diese Schritte sind notwendig, um ein Mittel zu finden, dass in der Arzneimittelprüfung beim Gesunden möglichst  ähnliche Erscheinungen hervorruft,  die es beim Kranken heilen soll.

 

Zur Abgrenzung der klassischen Homöopathie von ähnlichen Verfahren

 

In der Homöopathie gibt es unterschiedliche spezielle Verfahren, die von der klassischen Homöopathie zu unterscheiden sind:

 

Komplexmittelhomöopathie“ bedeutet die Verordnung von Gemischen, die mehrere Einzelmittel in unterschiedlichen Potenzen (Verdünnungsgraden) mit einer ähnlichn Wirkungsrichtung enthalten. Nicht selten findet man bis zu 20 und mehr Einzelmittel in einer Flasche oder Tablettenpackung vereint. Die Verschreibung erfolgt  nach medizinischen Diagnosen im Sinne eines Schrotschussprinzips – ein oder einige Mittel davon werden schon treffen.

Der Umsatz solcher Komplexmittel geht gut. Die Verordnung ist schnell gemacht – der kranke Mensch wird nicht in seiner Gesamtheit erfasst. Hohe oder auch tiefe Potenzen können, bei so vereinfachter Anwendung, in bestimmten Fällen nicht unbedenklich sein.

 

Biochemie nach Schüßler“ wurde 1873 als eine „abgekürzte homöopathische Therapie“  veröffentlicht. Schüßler  vertrat die Meinung, dass 12 anorganische Stoffe ausreichen, um eine breite Palette von Beschwerden zu behandeln. Später erfolgte eine Erweiterung um 12 biochemische Ergänzungsmittel und 11 biochemische Salben. Er ging davon aus, dass im Krankheitsfall ein Defizit eben an diesen Stoffen eintritt und das die fehlenden Stoffe zu ergänzen, zu substituieren sind. In der Hand eines Fachmanns zeigen sich einige brauchbare Möglichkeiten für die Anwendung dieses Verfahrens.

 

„Nosoden“ sind sterilisierte Krankheitsprodukte, die in entsprechender Potenzierung verwendet werden. In der klassischen Homöopathie werden diese Nosodenpräperate entsprechend den Regeln dieses Heilverfahrens angewendet, dass heißt, man verordnet nach der Gesamtheit der Symptome.

 

Isopathie  bedeutet Behandlung durch „Gleiches mit Gleichem“, zum Beispiel werden Präparate von Masernerregern potenziert bei Masern angewendet. Diese Vereinfachung umgeht ebenfalls die ausführliche Krankengeschichte und ihre entsprechende Auswertung bei der Mittelwahl.

Hier einzuordnen sind die Eigenblut- und Eigenharntherapie, als mögliche Varianten einer isopathischen Anwendung. Sicher sind damit positive, umstimmende Effekte zu erreichen. Eine konstitutionelle Behandlung ersetzen sie aber nicht.

 

Technische Hilfsmittel vom Computer bis zum Pendel

Das sind letztendlich nur Geräte, die auf sehr unterschiedliche Weise und Ernsthaftigkeit die homöopathische Mittelwahl erleichtern sollen. Viele klassische Homöopathen bedienen sich – unbeschadet ihres spezialisierten Wissens und ihrer Erfahrung – eines Computers. Denn es gibt Programme zur Sichtung und Bewertung der Symptome sowie zur Arzneimittelwahl. Aber der Computer kann nur das leisten, was in seine Software einprogrammiert wurde. Bei der Interpretation seiner Auskünfte und beim „Feinschliff“ des Therapieplanes ist der Homöopath auf sein Wissen und seine Behandlungserfahrung angewiesen.

Auf einer  mehr oder minder tragfähigen gedanklichen Konzeption beruhen bei Symptomenerfassung und Mittelwahl die Verfahren der Kinesiologie und elektronisch gestützten Bioresonanztherapie.

Die Heranziehung des „Pendelns“ oder der Aussagen des Horoskops gehören dem Bereich der Esoterik an. Psychologisch gesehen drücken sie häufig die Vermutungen, Erwartungen und Befürchtungen unbewusster Persönlichkeitsschichten aus.

 

Was ist eigentlich klassische Homöopathie?

 

Klassische Homöopathie ist eine seit Jahrhunderten bewährte, auf einem klaren Konzept aufbauende Heilmethode. Einzelne Arzneien, deren Wirkungen  zuvor am gesunden Menschen geprüft wurden, werden dabei nach dem Ähnlichkeitsprinzip und in geeigneter Verdünnung auf Grund der individuellen Krankheitszeichen beim Patienten angewendet.  Die einzelnen Merkmale dieser vorläufigen Begriffsbestimmung werden noch ausführlich behandelt.

 

Die Homöopathie will die Selbstregulation („Selbstheilungskraft“) des Organismus anregen. Sie ist eine gezielte und individuelle, den ganzen Menschen behandelnde Heilmethode.

 

homöopathie H

 

 

 

Aus der Entstehung der klassischen Homöopathie

 

Die revolutionierenden Grundgedanken für dieses neue Behandlungsverfahren sind

Dr. Christian Samuel Hahnemann

zu verdanken.

 

Similia similibus curentur

                          Ähnliches werde durch Ähnliches geheilt

 

Diese Ähnlichkeitsregel wurde erstmals 1796 niedergelegt und erfährt im Organon

ihre endgültige klassische Form :

 

„ Wähle, um sanft, schnell, gewiss und dauerhaft zu heilen, in jedem Krankheitsfall

eine Arznei, welche ein ähnliches Leiden für sich erregen kann, als sie heilen soll.“

( Zitat: Hahnemann, S. / Organon )

 

Christian Samuel Hahnemann wurde am 10. April 1755 als drittes Kind eines Kunstmalers in Meißen geboren. Als begeisterter und intelligenter Schüler besuchte er dort die Lateinschule und kam durch einen von seinen Fähigkeiten beeindruckten Gönner auf die Fürstenschule St. Afra. Mit 20 Jahren verließ er sein Elternhaus und musste künftig für sich selbst sorgen.

Hahnemann studierte ab 1775 in Leipzig Medizin. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich durch Stundengeben und durch Übersetzungen. Sein Leben war karg und sehr hart und er gab sich ganz seiner Arbeit und seinen Studien hin.

Nach zahlreichen Hospitationen (u. a. in Wien beim Leibarzt der Kaiserin/ Primararzt am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, Hausarzt und Bibliothekar beim Stadthalter in Hermannstadt/Siebenbürgen) beendete er 1779 sein Medizinstudium und ließ sich in Hettstedt als Arzt nieder. 1781 absolvierte er eine praktische

pharmazeutische Ausbildung in Dessau in der Mohren-Apotheke und heiratete  Henriette Küchler, die Adoptivtochter des Inhabers der Apotheke. Nach weiteren Studien und Publikationen übersetzte er u.a. 1790 die Materia medica von Mc Cullen aus dem Englischen. Nach Mc Cullen  soll die Chinarinde bei Malaria den Magen kräftigen. Zur Überprüfung dieser Aussage machte Hahnemann einen Selbstversuch. Er nahm eine größere Dosis Chinarinde ein und kam daraufhin in einen krankhaften, heftig fieberhaften Zustand.

 

Dieser Chinarindenversuch wird in der Literatur als „Geburtsstunde  des Simile“ (Simile – Prinzip) bezeichnet.

Hahnemann hatte einen schweren Weg vor sich. Er kämpfte sein ganzes Leben gegen die damaligen medizinischen Behandlungsmethoden und für die Verbreitung seiner genialen Entdeckung.

Von der herrschenden Medizin verfolgt, musste er oft seine ärztliche Tätigkeit an andere Orte verlegen, mit seiner, inzwischen angewachsenen Familie, seinem Hab und Gut den Wohnsitz wechseln. Er war dabei unablässig wissenschaftlich tätig, führte Behandlungen durch und setzte sich kompromisslos für seine Lehre ein.

Zu wichtigen Veröffentlichungen Hahnemanns zählen:

„ Organon der Heilkunst“, „Reine Arzneimittellehre“, „Die chronischen Krankheiten“ und die Gründung der Allgemeinen homöopathischen Zeitung.

Nach dem Tod seiner ersten Frau und müde von den Auseinandersetzungen bei dem Versuch, die Homöopathie durchzusetzen, lebte Hahnemann sehr zurückgezogen.

Da wurde er 1834 aus Paris von Melanie d`Hervillys aufgesucht, die den weiten Weg als Patientin auf sich nahm, weil sie von seiner im „Organon“ dargestellten Heilweise erfahren hatte und sich Hilfe für ihre Beschwerden erhoffte.

Ein Jahr später heirateten Hahnemann und Frau d`Hervillys und übersiedelten nach Paris. Dort führte Hahnemann, zusammen mit seiner Frau, eine Praxis und arbeitete weiter an seiner Lehre.

Im Jahre 1843 starb Hahnemann und  wurde in Paris beigesetzt.

 

Grundbegriffe klassischer Homöopathie

Einleitend wurde versucht, von der Praxis her und in der Abgrenzung von ähnlichen Verfahren  eine erste Bekanntschaft  mit  diesem „alten“ und zugleich „jungen“ Heilverfahren zu vermitteln. Darauf aufbauend werden einige Grundbegriffe klassischer Homöopathie etwas näher beleuchtet:  Die bereits angedeutete Ähnlichkeitsregel, Fragen nach der Wirkung, die Arzneimittelprüfung, die individuelle Verschreibung und die  Potenzierung.

 

Die Änlichkeitsregel

„Similia similibus curentur“ – „Ähnliches werde Hdurch Ähnliches geheilt“.

Um die individuellen Beschwerden bei einem kranken Menschen heilen zu können, bedarf es einer Arznei, die beim gesunden Menschen der Krankheit ähnliche Erscheinungen künstlich hervorzurufen vermag. Voraussetzung ist, dass dieses Mittel in besonders potenzierter (mehr oder weniger verdünnter) Form angewandt wird. Dieses ähnliche Mittel wird immer den Menschen in seiner Ganzheit berücksichtigen.

Eine Behandlung mit der Krankheit entgegen gerichteten Mitteln – „Contraria contrariis“ (der Störung  entgegen gerichtet) – lehnt Hahnemann wegen der Möglichkeit der langfristigen Verschlimmerung oder der Entstehung neuer Krankheiten ab, räumt jedoch für Notfälle eine kurzzeitige Einnahme ein.

 

 

Wirkung und Wirksamkeit

Bisher gibt es noch keine wissenschaftliche Erklärung für die Wirkungsweise so stark „verdünnter“ homöopathischer Mittel. Untersuchungen und Studien wurden und werden durchgeführt, zum Beispiel werden die Möglichkeiten des Wassers als Informationsträger in diesem Zusammenhang untersucht. Ein exakter Nachweis zur Wirkungsweise konnte jedoch bis jetzt noch nicht erbracht werden.

Für einen klassisch arbeitenden Homöopathen ist es in seiner Praxis dennoch täglich erfahrbar, dass Homöopathie wirkt.

Selbstbeobachtungen und Beobachtungen am Patienten zeigen, dass bei der Einnahme einer homöopathischen Substanz der Körper für eine gewisse Zeit mit einer Änderung im Befinden reagiert. Das wird Erstwirkung genannt.

Die „Lebenskraft“ eines jeden Menschen ist nun bestrebt, sich dieser Wirkung zu widersetzen. Der Organismus will sein inneres Gleichgewicht gegen diese äußere Störung wiederherstellen. Das wird als Nachwirkung /Gegenwirkung bezeichnet.

Was geschieht jetzt  bei einem kranken Menschen, der ein nach den Regeln der klassischen Homöopathie gewähltes Simile  ( ähnliches Mittel )erhält?

Nach einigen Tagen ( bei akuten Krankheiten schon nach einigen Stunden )  können folgende Änderungen des Krankheitszustandes auftreten:

 

1. Die Beschwerden sind besser geworden.

2. Die Beschwerden haben sich verschlechtert.

3. Die Krankheitszeichen haben sich verändert.

 

Im ersten Fall kann man die tief greifende und wohltuende Wirkung des homöopathischen Mittels spüren und der Prozess  soll nicht gestört werden, auch und gerade nicht durch erneute Gaben dieses Mittels – Abwarten!

Es ist erst mit der Behandlung fort zu fahren, wenn die Verbesserung zu einem deutlich ersichtlichen Stillstand kommt.

 

Im zweiten Fall werden die bestehenden Symptome schlimmer ohne sich in ihrem Charakter zu verändern – die „Erstverschlimmerung“. Eine Erleichterung kann hier die Anwendung bewährter Hausmittel bringen, wie sie auch in dem kleinen Büchlein von Haschenburger / Stratmann „Hilfsmittel während homöopathischer Behandlung“ zusammengestellt  sind.  Auch hier warten wir ab, denn das Mittel hat die Beschwerde im Wesentlichen erfasst. Abzuwägen ist allein der Grad der Verschlimmerung und die Art der Erkrankung. Sind die Beschwerden zu heftig oder gefährden sie den kranken Menschen, muss ein geeignetes Gegenmittel verabreicht werden. Eine Behandlung mit höheren und Hochpotenzen gehört nicht zuletzt auch deshalb in die Hand eines fachkundigen Homöopathen.

 

Schließlich im dritten Fall haben sich die Symptome geändert. Der erfahrene Homöopath erkennt, ob weiter zuzuwarten ist oder ob die gewandelte Symptomatik ein hierauf besser passendes, nämlich ähnlicheres homöopathisches Mittel verlangt.

 

Und wenn sich nichts verändert?

 

Wenn der Krankheitszustand derselbe bleibt ist zu prüfen, ob alle Voraussetzungen für die angestrebte Wirksamkeit gegeben sind. Hier erhebt sich zuerst die Frage, ob die Mittelwahl die Richtige war. Es ist neu zu prüfen, ob bei der Mittelfindung etwas übersehen wurde und ein ähnlicheres Mittel gefunden werden kann.

Oder ob störende Faktoren in der Lebensweise des Patienten die Arzneiwirkung beeinträchtigt haben können. Neben Kaffee können das u. a.  ätherische Substanzen sein. Auch mentholhaltige Produkte (Zahncremes)  oder  Pfefferminztee sollen einen  ungünstigen Einfluss auf die feine Wirkung der homöopathischen Gaben haben.

Oft spielt auch die Potenzhöhe eine nicht unwesentliche Rolle. Dass ist aber nicht zu stark zu bewerten, denn in erster Linie muss das Mittel für die Gesamtheit der Symptome eines Patienten stimmen.

 

Große Bedeutung kommt  in diesem Zusammenhang der „Lebenskraft“ des Kranken zu. Eher heftige Reaktionen können bei kräftigen Konstitutionen ausgelöst werden. Wenn die Lebenskraft und damit die Reaktionsbereitschaft des Organismus aber geschwächt ist, muss die Potenzhöhe des Mittels sich an diesen individuellen Bedingungen orientieren (langdauernde Krankheit, Unfall, Operation, höheres Lebensalter). Man wird also oftmals vorsichtig dosieren, um den Organismus erst zu kräftigen und dann entsprechend der stabileren Lebenskraft weiter behandeln.

 

Eine nicht zu unterschätzende Voraussetzung ist auch die Bereitschaft des Patienten, an der Heilung mit zu tun, offen und ehrlich mit dem Therapeuten zu kooperieren.

Eine gute Orientierungshilfe für den Verlauf einer Heilung sind immer noch die „Heringschen Regeln“, nach denen ein Heilungsverlauf dann als positiv zu bewerten ist, wenn die Symptome von „oben nach unten verschwinden, von innen nach außen und in umgekehrter Reihenfolge ihres Auftretens.“

Sicher wird ein Heilungsverlauf nicht immer so bilderbuchmäßig ablaufen. Ein ganz wesentliches Moment sollte jedoch immer eine baldige Besserung im Gemütsbereich des Patienten sein – die Erstreaktionen und Beschwerden im Verlauf der Behandlung werden dann von ihm besser ertragen.

Beispiel aus der Praxis:

Ein Patient, männlich, 65 Jahre kam in die Praxis wegen seiner seit 2 Jahren bestehenden starken Schmerzen in den Armen und Beinen. Die Schmerzen waren reißend und verschlechterten sich bei kalter Luft. Auf Grund dieser sehr vagen Aussagen ein ähnliches  Mittel für diese Beschwerden zu finden, wäre nicht angemessen, denn dann würden wir das Symptom und nicht den Menschen behandeln.

Erst nach einer ausführlichen Erhebung der gesamten Kranken- und Lebensgeschichte dieses Mannes wurde ihm ein Mittel verabreicht, dass sowohl seine körperlichen wie auch seelischen Besonderheiten berücksichtigte. Nach ca. 1 Woche entwickelte er leichte Beschwerden im Magen-Darmtrakt und er spürte, dass in seinem Inneren etwas vorgeht, etwas „arbeitet“, wie er es nannte. Nach Abklingen der Erstreaktion erhielt er eine höhere Potenz des gleichen Mittels, und nun zeigte sich, dass er erst jetzt den Stress und die Beschwerden eines stark belasteten Lebens „aufarbeitete“  – das ähnliche, dem Bild des gesamten Menschen entsprechende Mittel hatte diese unterdrückten Beschwerden endgültig überwunden, und nach Abschluss der homöopathischen Behandlung war er beschwerdefrei.

 

Die Arzneimittelprüfung

Voraussetzung für die Anwendung der Ähnlichkeitsregel bei der Verschreibung von homöopathischen Mitteln für kranke Menschen ist eine genaue Kenntnis der Symptome  und Erscheinungen, die eine bestimmte Substanz am gesunden Menschen hervorzurufen vermag. Hahnemann prüfte im Laufe seines Lebens mehr als 80 solcher Substanzen an sich selbst, seiner Familie, mit Freunden und Kollegen. Die dabei aufgetretenen Prüfungssymptome, zugleich charakteristische Merkmale der einzelnen Mittel, fasste Hahnemann in seinem sechsbändigen Werk „Reine Arzneimittellehre“ zusammen.

Aufbauend auf seinen eigenen Erfahrungen hat er  für die Arzneimittelprüfungen klare Anweisungen gegeben:

 

1. Personen beiderlei Geschlechts erhielten von Hahnemann ein Fläschchen mit für sie unbekanntem Inhalt und ein Journal zum Eintragen von Symptomen und Krankheitszeichen unter genau definierten Gesichtspunkten ( Modalität ) in zeitlicher Reihenfolge.

2. Die Prüfer nahmen in vorgegebenen Abständen mehrmals täglich einige Tropfen dieser Substanz. Die Mittel wurden in tiefen, mittleren und hohen Potenzen geprüft.

Schriftlich festgehalten wurden von Hahnemann jedoch nur Symptome, die  sich bei mehreren Probanden in ähnlicher Weise zeigten. Er konnte beobachten, dass der Arzneistoff die Lebenskraft der Prüfer beeinflusst und ihnen das arzneieigene Muster

„aufdrückt“. So entstand die erste Materia medica von Hahnemann mit 55 geprüften Mitteln.

 

Die Individuelle Verschreibung

Eine individuelle und ganzheitliche Mittelverschreibung basiert auf einer guten und ausführlichen Anamnese und gegebenenfalls einer Untersuchung. Dazu ist es notwendig, dass der Patient sich wohl fühlt in der Atmosphäre des Homöopathen und durch den ersten Kontakt Vertrauen geschaffen wird für die weitere therapeutische Beziehung.

Schon der Händedruck kann uns ein erstes Gefühl für die psychische Verfassung unseres Gegenübers geben. Sind die Hände warm und trocken oder feucht und kalt, ist der Händedruck fest, lasch oder zaghaft?

 

Meist wird erst spontan erzählt, warum und weshalb man einen Homöopathen aufsucht, welche aktuellen Beschwerden bestehen.  Hier wird der Therapeut schon durch feines Beobachten der Mimik und Gestik und der Ausdrucksweise bei der Schilderung der Symptome einen ersten Einblick in die Persönlichkeit seines Gegenübers bekommen.

 

Bei dem gelenkten Bericht – hier darf der Homöopath auch mal mit kleinen Fragen nachhelfen – geht man gedanklich einmal die Beschwerden vom Kopf über den Rumpf bis zu den Füßen absteigend alle Bereiche durch  ( Kopf – zu – Fuß – Schema ) und verweilt etwas länger, wenn eine etwaige Beschwerde näher  beschrieben werden muss.

Zum Beispiel: Wo treten die Kopfschmerzen am Kopf auf? Wohin erstrecken sich die Kopfschmerzen? Seit wann bestehen die Schmerzen – hier gilt es nach möglichen Auslösern zu forschen …? Was bessert  die Erscheinungen? Also jede einzelne Beschwerde ist um diese Modalitäten zu erweitern und zu ergänzen. Damit wird ein  Symptom erst zu einem vollständigen und individuellen Symptom.

 

Das  Besondere an der Homöopathie ist dieses individuelle, den ganzen Menschen umfassende Herangehen und eine eben diese Besonderheiten berücksichtigende Verschreibung.

 

Bei einer chronischen Behandlung werden die aktuellen Beschwerden noch ergänzt durch biographische Einblicke in das Leben des Patienten.

 

Die Besonderheit einer Anamnese mit Kindern liegt schon begründet in dem jeweiligen Alter der kleinen Patienten. Das Kind wird ein bestimmtes Verhalten zeigen, wenn es in die Praxis kommt. Ist die Praxiseinrichtung „gefährdet“ oder sitzt es immer auf Mamas Schoss, versteckt sich das Kind oder versucht es mit uns zu

kokettieren? Eine Spielkiste oder auch Malsachen zur Beschäftigung der Kinder erleichtern das Gespräch mit den Eltern und die Beobachtung des Kindes.

Nicht fehlen dürfen Fragen zur gesundheitlichen und familiären Situation der Mutter in der Zeit der Schwangerschaft. Wie war der Geburtsverlauf, die ersten Tage und Wochen mit dem kleinen Wesen? Wenn die Kinder schon größer sind und es um Probleme geht wie Einnässen, Verhaltensauffälligkeiten oder Konflikte im familiären Umfeld, sollte das Kind geschützt werden und nicht bei diesen Erörterungen zugegen sein. Es findet entweder ein Vorgespräch statt oder ein extra Treffen mit der Mutter, dem Vater oder beiden zusammen.

 

Die Potenzierung

Die Auswertung der Symptome aus der umfassenden Anamnese führt zu einem Mittel, dass die größte Ähnlichkeit zu den bestehenden Beschwerden hat. Dieses Mittel wird nun, entsprechend potenziert, dem Kranken verabreicht. Hahnemann spricht im „Organon“ von einem dynamischen Wirken dieser potenzierten Arzneien, die „…durchdringend wirken und hülfreich werden, selbst diejenigen unter ihnen, welche in rohem Zustande nicht die geringste Arzneikraft im menschlichen Körper äußern.“ Er geht davon aus, dass durch  „… dieses mechanische Einwirken auf ihre kleinsten Theile durch Reiben und Schütteln … die latenten, vorher unmerklich, wie

schlafend in ihnen verborgen gewesenen,  dynamischen Kräfte …entwickelt … „ werden.

 

Potenzierung bedeutet also Verdünnung der Substanz und Dynamisierung durch entsprechendes  Schütteln bei flüssigen bzw. Verreiben bei festen Formen.

Die Potenzierungen sind in D-, C- und LM (Q) – Potenzen unterteilt.

 

Potenz                               Verdünnungverhältnis                       Bemerkung

 

D – Potenz                               1  :  10                                   D = Dezimal

 

C – Potenz                               1  :  100                                 C = Centesimal

 

Q – Potenz                               1 :  50000                              Q = Quinquaginta-

Millesimal

Q-Potenzen werden heute als LM-Potenzen bezeichnet.

 

Tab.: Potenzierung

 

Zur Verdeutlichung ein Beispiel: Aconit D 12 wird zwölfmal im Verhältnis 1: 9  (Deka = 10, 1+9 =10) vermischt und verschüttelt bzw. verrieben. Dabei  wird immer aus dem vorherigen Potenzierungsschritt  1 Teil für den nächst  höheren Schritt verwendet. Das heißt, aus der D 1 wird ein Teil mit 9 Teilen potenziert und ergibt die D 2, aus der D 2  wird ein Teil mit 9 Teilen potenziert und ergibt die D 3 und so fort. Für die anderen Potenzhöhen  ist entsprechend zu verfahren (bei der C-Potenz wird ein Teil mit 99 Teilen verdünnt und vermischt u.s.w.) Homöopathische Tropfen werden durch Verschütteln mit einem Wasser – Alkohol – Gemisch hergestellt und entsprechende Tabletten oder Globuli durch Verreibung mit einem Zuckerpulver.

 

Hahnemann fand heraus, dass nicht die materielle Substanz des Mittels, sondern die in der Substanz verborgenen dynamischen Kräfte, die durch das Potenzieren erst freigesetzt werden, für die Heilwirkung verantwortlich sind.

Paradox  im Hinblick auf die Tiefe der Wirkung ist auch die Tatsache, dass eine höhere Potenz intensiver wirkt  je mehr Dynamisierungsschritte durchlaufen werden.

Während für die Hausapotheke D 6 und D 12 Potenzen gängig sind, verwenden klassisch arbeitende Homöopathen eher Potenzen in der Größenordnung um C 30.

Die Ausgangssubstanzen für die Potenzierung können pflanzlicher, tierischer oder mineralischer Herkunft sein. Einzelne Mittel werden in den folgenden Ausgaben noch näher beleuchtet.

 

 

 

 

 

 

Hilfsmittel für die praktische Anwendung der Homöopathie  – das  „Handwerkszeug“ eines klassisch arbeitenden Homöopathen.

 

 

 

Repertorium

 

Unter einem Repertorium versteht man ein Symptomenlexikon, in dem die Arzneisymptome zusammengefasst sind, d. h., die Ergebnisse der Arzneimittelprüfungen nach einem bestimmten Schema sinnvoll geordnet wurden. Die entsprechende Anordnung soll dem Therapeuten zum einen das Auffinden der Symptome erleichtern und zum anderen auch Merkmale aufzeigen, die bisher nicht in Betracht gezogen werden konnten.

Bei der Vielzahl der geprüften Mittel ist es nicht mehr möglich, alle Symptome im Gedächtnis zu behalten. Selbst Hahnemann mit seiner soliden und umfangreichen Kenntnis der Arzneiprüfsymptome stellte sich zum Eigenbedarf ein „ Symptomen –  Lexikon “ zusammen. Weitergeführt wurde diese Arbeit von Jahr und Bönninghausen, beides berühmte Homöopathen, später von Kent, Boger, um nur einige zu nennen.

 

Aufbau

Diese Repertorien  unterscheiden sich in einigen Schwerpunkten und sind als Erweiterung und /oder Zusammenfassung früherer Werke zu verstehen.

Aufbau des Kent`schen Repertoriums als Beispiel:

Psychische Symptome

Schwindel

Kopf

Augen / Sehen

Ohren / Hören

Nase

Gesicht

Mund

Zähne

Hals / Äußerer Hals

Magen

Abdomen

Rektum

Stuhl

Blase, Nieren, Prostata, Urethra, Urin, Harnorgane

Genitalia

Larynx und Trachea

Atmung

Husten

Auswurf

Brust

Rücken

Extremitäten

Schlaf

Frost/Fieber/Schweiß

Haut

Allgemeines

 

Diese Bereiche sind dann jeweils wieder nach einer bestimmten Ordnung aufgebaut, immer mit dem Ziel, dass dem Praktiker das Suchen der entsprechenden Symptome erleichtert wird. Grundlage dieses Ordnungsprinzips ist die Logik – vom Ganzen zum Einzelnen, von übergeordneten zu differenzierteren Begriffen, vom Allgemeinen zum Besonderen.

So sind zum Beispiel im Bereich  – Kopf – alphabetisch die Beschwerden und Besonderheiten dieses Körperteils zu finden, die dann jeweils auch immer mehr aufgeschlüsselt werden.

Eine umfassende Unterrubrik ist  „Schmerzen“ (des Kopfes). Dort sind alle Mittel aufgeführt, die zu diesem Symptom gehören.  Deshalb ist eine immer feinere Differenzierung notwendig, um den Beschwerden des betreffenden Patienten ausdrucksmäßig möglichst nahe zu kommen. Die Unterrubriken dazu gliedern sich u. a. in Tageszeiten des Schmerzes, in Modalitäten, die diesen Schmerz verbessern oder verschlechtern. Zum Beispiel treten Kopfschmerzen nur im Liegen auf, beim Kämmen der Haare, durch kalte Luft, durch schweren Stuhlgang, Schlafmangel, bei Schulkindern, durch Sonne usw.

Dann wird unterschieden nach einzelnen Bereichen am Kopf – Hinterkopf, Scheitel, Schläfen, Seite rechts oder links und Stirn, jeweils wieder mit entsprechenden Modalitäten.

Jetzt folgen die Schmerzqualitäten. Hier reicht die Auswahl von beißend, berstend, betäubend, bohrend, brennend, drückend, dumpf, lanzinierend, reißend, ruckend, schießend, schneidend, stechend, wühlend, wund und ziehend… .

Die unterstrichenen Wörter kennzeichnen einen stechenden Kopfschmerz in der rechten Stirn, der im Liegen auftritt.

 

Wertigkeit

Die Wertigkeit der Mittel in den einzelnen Rubriken ist durch unterschiedliche Schrift und Druckstärke angegeben. Wertigkeit bedeutet, wie häufig dieses Symptom in der Arzneimittelprüfung bei den Prüfern vorkam. Demzufolge wird z. B. das dreiwertige Acon. bei einem bestimmten Symptom bei den Prüfungen häufiger aufgetreten sein als wenn es nur als acon. erscheint.

Beispiel:  acon.     einwertig

acon.    zweiwertig

Acon.   dreiwertig

          ACON.  vierwertig

Die ersten drei Wertigkeiten findet man in den meisten Symptomenlexika, dagegen die großgeschriebene und fettgedruckte Wertigkeit nur in wenigen.

Das Auswählen und Suchen der Symptome (Repertorisation) ist eine Kunst , die gut geübt sein will und einer entsprechenden Schulung bedarf.

 

Hierarchisation – Überordnung / Unterordnung

Nach einer ausführlichen Anamnese  muss zunächst eine gründliche Fallbetrachtung vorgenommen werden, d. h. die Symptome werden hierarchisiert – ihrem Rang nach geordnet.  Folgende Schwerpunkte sind dabei zu durchdenken und zu berücksichtigen:

 

1. Gibt es einen Auslöser für die Beschwerden?

2. Findet man Leitsymptome im Sinne des § 153 des Organon?                                                               Hahnemann spricht dabei von „ …auffallenden, sonderlichen,

ungewöhnlichen und eigenheitlichen (charakteristischen)             Zeichen und Symptomen des Krankheitsfalles, die besonders und fast einzig fest in`s Auge zu fassen …“ sind, denn „ … vorzüglich diesen, müssen sehr ähnliche, in der Symptomenreihe der gesuchten Arznei entsprechen, wenn sie die passendste zur Heilung sein soll. „

3. Die weiteren Symptome werden unterteilt in

Als – Ob – Symptome

Geistes- und Gemütssymptome

Begleitsymptome

Körperliche Allgemeinsymptome

Sexualsymptome

Schlafsymptome

Lokalsymptome

Bei der Bearbeitung des Falls kann jedes dieser Symptome auch einen anderen Stellenwert bekommen. Das hängt ab von der Bedeutung, die der Kranke nach seinem Empfinden den Beschwerden beimisst und deren pathologische Wichtigkeit.

 

Materia  medica

 

Materia medicae sind Arzneimittellehren, in denen die einzelnen Arzneimittelbilder alphabetisch aufgeführt und beschrieben werden. Erläutert werden die Wirkungen der Substanzen aus den Arzneimittelprüfungen – wann haben sich wo welche Symptome bei den Prüfern gezeigt, was hat die Beschwerden gebessert oder verschlechtert?

Die erste Materia medica mit der Beschreibung von 27 Mitteln stammt von Hahnemann und ist jetzt über 200 Jahre alt. Danach erschien seine „Reine Arzneimittellehre“ in 6 Bänden.

Dieses Werk beinhaltet 65 Mittel mit insgesamt 32000 Symptomen.

Allein für die Küchenschelle – Pulsatilla – gibt Hahnemann 1154 Symptome an.

Allium cepa – die Küchenzwiebel – beansprucht relativ wenig Platz in der Materia medica. Ohne dieses  Mittel einzunehmen, weiß jeder, wie es ihm ergeht, wenn er eine Zwiebel klein schneidet. Die Augen fangen an zu tränen und brennen, die Nase läuft und man hat das Bedürfnis nach frischer Luft oder kaltem Wasser. So ähnlich kann man sich einen Schnupfen vorstellen, der mit diesem Mittel, homöopathisch hergestellt, geheilt werden kann. In der Materia medica wird dieses Schnupfenbild wie folgt beschrieben :

„… mit scharfer Nasenabsonderung…, milder Augensekretion; Erkältung von Sängern, < im warmen Raum und gegen Abend; > im Freien. …Erkältung bei nasskaltem Wetter. …

Augen. – Rot, viel Brennen und schmerzender Tränenfluss . Empfindlich gegen Licht. … tränend; reichlicher, milder Tränenfluss, > im Freien….

Nase. – Niesen, besonders beim Betreten eines warmen Zimmers. Reichliche, wässrige und extrem scharfe Absonderung….“

( > = Besserung / < = Verschlechterung)

 

Man geht davon aus, dass es ca. 2500 geprüfte Substanzen gibt und es werden in der ganzen Welt immer weiter Arzneimittelprüfungen durchgeführt. Demzufolge gibt es eine große Auswahl von Materia medicae, mit unterschiedlichem Umfang, als Taschenbuch, als 2 oder 10 bändige Ausgabe usw.

Um Anfängern den Einstieg in dieses umfangreiche Gebiet anschaulich zu erleichtern, gibt es zu einigen Arzneimitteln auch humorvolle Reimregeln. Als Beispiel sei hier ein Reim von Arnica – dem Bergwohlverleih – abgedruckt:

 

In der Arnica enthalten                                                  Innerlich kann man sie geben,

Ist manch wertvolle Arznei,                                             Doch verwendet man sie gern,

Darum nannten sie die Alten                                           um die Wirkung noch zu heben,

Zart und sinnig: Wohlverleih                                          Arnica  – Tinktur extern.

 

Bei Frakturen und bei Wunden                                     Auch bei innerlicher Blutung

– hat man sich verrenkt, verstaucht –                           Hilft sie manchmal radikal,

Ist sehr bald der Schmerz verschwunden,                      Weist zum Beispiel die Vermutung

Wenn man Arnica gebraucht.                                          Hin auf einen Schlaganfall.

 

Eine Regel wird uns lenken

Sichrer noch dabei ans Ziel:

Nämlich, wenn wir daran denken,

Daß  „Erschüttrung“ meist im Spiel.

 

(Ernst Gardemin. Homöopathische Reimregeln.Haug-Verlag)

 

Sowohl bei dem Auszug aus der Materia medica zu Allium cepa als auch bei diesem Reim sind die Leitsymptome fett gedruckt.

 

Organon

 

Der Begriff Organon kommt aus dem griechischen und bedeutet Werkzeug.

Das Organon, von Hahnemann geschrieben und in alle Weltsprachen übersetzt, ist die wichtigste Arbeitsgrundlage eines Homöopathen. Hahnemann hat in diesem Buch neben theoretischen Grundlagen sehr ausführlich und präzise die einzelnen Arbeitsschritte für die praktische Anwendung der Homöopathie niedergeschrieben.

Jede Ausbildung, Schulung oder Weiterbildung ist ohne das Studium des Organon nicht denkbar.

Die Originalausgabe von Hahnemanns Grundlagenwerk lässt sich heute für Manchen vielleicht schwer lesen. Deshalb gibt es Ausgaben, die in unsere heutige

Sprache übersetzt sind. Aber das Original ist immer lesenswert und gibt Hahnemanns Gedanken am getreuesten wider.

Hahnemann`s  Organon wurde erstmals 1810 in Dresden veröffentlicht mit dem Titel „ Organon der rationellen Heilkunde“. Es folgten weitere 5 Auflagen, wobei die Herausgabe der 6. und letzten Auflage nicht mehr zu Hahnemanns Lebzeiten erscheint.

1979 gab es in Hamburg eine Ausstellung zu diesem Werk mit dem Titel

„ Ein Buch geht um die Welt „.

 

 Inhalt 

 

Theoretischer Teil

In der Einleitung setzt sich Hahnemann kritisch mit der Allopathie auseinander, v. a. mit Ausleitungsverfahren, Stimmulationstherapien, Antagonistischen Therapien, Umstimmungs- und Komplexmittelmischungen.

Danach beschreibt Hahnemann das Wesen der Krankheit, die Bedeutung der Lebenskraft, der Arzneikräfte und ihrer Reaktionen.

Es folgt die Erläuterung der Ähnlichkeitsregel und ihrer Gesetzmäßigkeiten.

Abschließend vergleicht er die Homöopathie mit der Allopathie, erklärt die Begriffe Erstwirkung und Nachwirkung sowie Palliation.

 

Praktischer Teil

Dieser Abschnitt befasst sich ausführlich mit der praktischen Anwendung der Homöopathie. Deren Grundlagen sind Anamnese, Arzneikenntnis und Anwendung der Arznei. Es wird erklärt, was unter akuten und was unter chronischen Krankheiten zu verstehen ist. Wie geht man mit einer Verschlimmerung um?

Hier fließen auch Hahnemanns Erkenntnisse zu den Miasmen ein mit entsprechenden Schlussfolgerungen für eine Behandlung.

Einen nicht unbeachtlichen Raum gibt Hahnmann der therapeutischen Technik. Hier geht es um Fragen der Dosierung, der Potenzierung, um unterschiedliche Applikationsformen, wie die Arzneien zubereitet werden, wann die Mittel zu wechseln sind u. s. w.  Nicht zuletzt vielleicht auch deshalb, weil Hahnemann selbst eine einjährige Apothekerausbildung absolviert hat. Von ihm stammt der Ausspruch:

„Machts nach, aber machts genau nach!“

 

Den Geistes- und Gemütskrankheiten widmet er im Organon 20 Paragraphen. Er bezeichnet sie als Körperkrankheiten, bei denen sich die Symptome im geistigen Bereich auswirken und hier eine Art Lokalkrankheit hervorrufen. Diese Hypothese wurde durch Hahnemann bestätigt. Er richtete eine Genesungsanstalt für 4 psychisch kranke Personen (Irrsinnige) ein. Damit hat er sich die Voraussetzung zur genauen Beobachtung der Zeichen und Symptome geschaffen.

Unter diesen 4 Personen weilte der Kanzleisekretär Klockenbring, der geistig erkrankt war durch die Verletzung seiner Ehre, was er nicht überwinden konnte. Diese Demütigung nagte an ihm, zerfraß ihn innerlich. Von den Ärzten – Allopathen – wurde er aufgegeben.

Hahnemann heilte diesen Patienten mit Staphisagria – dem Rittersporn.

Kent beschreibt die Gemütssymptome dieses Mittels wie folgt: „… Beschwerden infolge von aufgestauter Wut, unterdrücktem Zorn, unterdrückten Gefühlen. Sprachlosigkeit durch unterdrückte Entrüstung … er schluckt es herunter, und dann leidet er daran …  Ein Staphisagria – Patient gerät, wenn er sich beherrschen muss,

sozusagen aus den Fugen; er zittert am ganzen Körper, verliert seine Stimme, kann nicht mehr arbeiten, … durchlebt schlaflose Nächte…“.

Der Kanzleisekretär als sensibler und korrekter Mensch war durch diese Verletzung seiner Ehre, diese Beleidigung bis ins Mark getroffen und handlungsunfähig geworden. Er wurde von Hahnmann mit Staphisagria innerhalb weniger Wochen geheilt.

 

Neben den homöopathischen Mittelgaben ist nach Hahnemann eine entsprechende Diät und Lebensordnung  für den Heilerfolg von großer Bedeutung. Er räumt diesen Ausführungen mehrere Paragraphen ein.

 

 

Der Aufbau des Organon ist logisch gegliedert und enthält eine klare Handlungsanweisung für den Therapeuten. Die zahlreichen Fußnoten sind sicher für den Lesefluss nicht so praktisch, aber sehr hilfreich zum besseren Verständnis von Hahnemanns Ausführungen.

 

 

Zitat von Hahnemann:

„Hiernach ist die Homöopathik eine ganz einfache, sich stets in ihren Grundsätzen sowie in ihren Verfahren gleichbleibende Heilkunst. Wie die Lehre auf der sie beruht, erscheint sie … in sich völlig abgeschlossen und dadurch allein hilfreich. Gleiche Reinheit in der Lehre wie in der Ausübung sollten sich von selbst verstehen und jede Rückverirrung … völlig aufhören, sich mit dem ehrwürdigen Namen Homöopathik zu brüsten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Prinzip der Lebenskraft

 

Zum besseren Verständnis ist es sinnvoll, sich mit einigen Definitionen und Erläuterungen zu dem Begriff der Lebenskraft auseinanderzusetzen, um deren Störung oder Beeinträchtigung besser zu verstehen.

Die Lebenskraft – unsichtbar, nicht materieller Art –  herrscht in allen Lebewesen als eine geistartige Kraft, die die physischen Lebensvorgänge steuert.

S. Hahnemann formuliert dieses Prinzip im Organon § 9 und 10 wie folgt:

 

„ Im gesunden Zustand des Menschen waltet die geistartige, als Dynamis den materiellen Körper (Organism) belebende Lebenskraft (Autokratie) unumschränkt und hält alle seine Theile in bewundernswürdig harmonischem Lebensgange in Gefühlen und Thätigkeiten, so dass unser inwohnende vernünftige Geist sich dieses lebendigen gesunden Werkzeugs frei zu dem höheren Zwecke unseres Daseins bedienen kann.

Der materielle Organism, ohne Lebenskraft gedacht, ist keiner Empfindung, keiner Thätigkeit, keiner Selbsterhaltung fähig; nur das immaterielle, den materiellen Organism im gesunden und kranken Zustande belebende Wesen (das Lebensprinzip, die Lebenskraft) verleiht ihm alle Empfindung und bewirkt seine Lebensverrichtungen.

Ist er todt und, nun bloß der Macht der physischen Außenwelt unterworfen, fault er und wird wieder in seine chemischen Bestandteile     aufgelöst.“

 

Was will Hahnemann damit ausdrücken?

In einem gesunden Körper waltet diese Lebenskraft unumschränkt. Sie belebt den Organismus und alle seine Teile  funktionieren durch sie in einem harmonischen Miteinander, sowohl im körperlichen wie auch im seelischen Bereich. So kann sich der  „vernünftige Geist dieser Kraft als Werkzeug bedienen, zum höheren Zwecke unseres Daseins.“ J.T. Kent vergleicht dieses Zusammenwirken, dieses aufeinander abgestimmt sein, mit einer Kette :

 

„Was hält das letzte Glied einer Kette an der ganzen Kette oder ihrer Befestigung ?

Was verbindet dieses Glied mit dem vorhehenden Glied usw. ? Wir werden gleich sagen, das Zwischenglied, und was hält das Zwischenglied ? Sein vorhergehendes Glied, und so weiter, vom letzten Glied bis zum Haken.

Sehen wir nicht, dass es auf diese Weise eine laufende Abhängigkeit vom letzten bis zum ersten Glied gibt ? Wo auch immer diese Kette unterbrochen wird, sie wird vollständig unterbrochen sein und es gibt kein Hineinströmen mehr von Glied zu Glied.“

 

Dieses harmonische Zusammenspiel zeigt sich auch bei den Prozessen im menschlichen Körper. Es ist von vielen Faktoren, die ihn umgeben abhängig und steht zu diesen in Wechselbeziehung.

 

Kent geht noch weiter und spricht von einer formgebenden Intelligenz der Lebenskraft, die vernünftig handelt und das Reich der Pflanzen, Minerale und Tiere gestaltet. Diese formbildende Kraft wird zum Beispiel  bei der Betrachtung einer Eisblume am Fenster deutlich.

 

Jeder, der mit wachem Blick seine Umwelt wahrnimmt findet diese Tatsache bestätigt. Allerdings wird es in unserer materiellen Welt immer schwieriger, diese Wahrheiten auch wahrzunehmen. Oft hat nur das, was sich  anfassen, anschauen oder riechen lässt Bedeutung. In den jahrtausendealten Heilweisen sind jedoch diese Prinzipien bekannt, wie in der chinesischen Medizin, dem indischen Ayurveda oder der indianischen schamanischen  Heilkunde. Zum Beispiel werden in der Akupunktur bestimmte Punkte auf Energielinien (Meridiane) gewählt, um eine Harmonisierung bei Krankheitsprozessen zu erreichen.

Sicher können von jedem selbst noch zahlreiche Beispiele  für die der Natur innewohnende Ordnung und Gesetzmäßigkeit gefunden werden. In der angeführten Literatur ist ein Selbststudium jederzeit möglich und für einen Homöopathen Voraussetzung für seine Arbeit.

 

Der Mensch mit seinen Gefühlen, Empfindungen und seinen körperlichen Voraussetzungen ist zahlreichen Einflüssen aus der Umwelt ausgesetzt.

Es sind u. a.:

Kosmos

Wetter                           Klima

Familie                                                       Arbeit

Stress                                                                            Freunde

MENSCH

Chef                                                                                                         Feinde

Kollegen                                                                           Finanzen

Ernährung                                               Medien

 

Im gesunden Zustand setzt sich der Mensch in seiner Gesamtheit mit diesen Umwelteinflüssen auseinander und ist bei kurzzeitigen Abweichungen stets bemüht, sein Gleichgewicht schnell wieder herzustellen. Hält eine Belastung über das individuelle Maß hinaus länger an, kann dieses Gleichgewicht gestört werden und es kommt zu Krankheitserscheinungen, als Ausdruck dieser tiefen und den gesamten Organismus betreffenden Dysbalance.

J.H. Allen formulierte es so:

 

„Nach der Ursache von Krankheiten dürfen wir nicht in Organen suchen, ebenso- wenig wie wir die Ursachen in der Pathologie finden können, denn Ursache ist etwas Tieferes, etwas Konstitutionelles, etwas, was mit dem Leben zusammenarbeitet. Durch die Tatsache, dass dieses ursächliche Etwas mit dem Leben zusammenarbeitet, bringt es uns die Erscheinungen dieser Zusammenarbeit, das sind die Krankheitserscheinungen aller Schattierungen, in aller ihrer Vielfalt von Zeichen und Symptomen. „

 

Die Aufgabe eines Homöopathen, der den Menschen in seiner Einheit als geistiges, seelisches und körperliches Wesen behandelt, ist es, diese verstimmte Lebenskraft aufzuspüren und  zu suchen, welche Ursachen für die Störung verantwortlich sind. Es ist notwendig, die Krankheitserscheinungen in „… ihrer Natur und ihrem Charakter zu erforschen, … ihre innere Arbeit, ihren Angriffsplan und ihre Arbeitsweise zu erkennen … .“

S. Hahnemann fasst in seinem Organon den Zusammenhang zwischen der verstimmten Lebenskraft und ihrer Äußerung in Krankheitserscheinungen treffend zusammen:

 

„Das Leiden der krankhaft verstimmten, geistartigen, unseren Körper belebenden Dynamis (Lebenskraft) im unsichtbaren Innern und der Innbegriff der von ihr im Organism veranstalteten , äußerlich wahrnehmbaren, das vorhandene Uebel darstellenden Symptome, bilden nämlich ein Ganzes, sind Eins und Dasselbe … .“

 

Bei einem Heilprozess nach den Regeln der klassischen Homöopathie hat der individuelle Geist Priorität, das über dem Körper stehende Selbst – „ … vor den Organen kommt der Mensch selbst … deshalb muss zuerst der Mensch geheilt werden, und nur dann können sich die Organe erholen.“

Also betrachtet ein Homöopath es als Erfolg, wenn sich in der Behandlung des Patienten die Freude am Leben wieder einstellt, der Lebenswille und die Energie zurückkommen. In deren Folge heilen dann die körperlichen Beschwerden je nach Schweregrad der Erkrankung.

 

Unterdrückung

 

Unterdrückung bedeutet, dass eine Krankheitsäußerung, eine Krankheits-

manifestation zum Verschwinden gebracht wird, bevor die zugrunde liegende Krankheit geheilt wird.

 

Nichtmedikamentöse, zufällige, natürliche Unterdrückungen

Menschen, die ihre Emotionen unterdrücken, sich immer und überall im Griff haben gelten als willensstark. Sie geben  ihren natürlichen Empfindungen in bestimmten Situationen keinen freien Lauf. Demütigungen oder Trauer können Menschen in eine Art „geistigen Schock“ versetzen, sie leben in gedrückter Stimmung.

 

Im physischen Bereich kann zum Beispiel die Menstruationsblutung unterdrückt werden oder ins Stoppen kommen durch eben solche geistigen Schocks, durch zu heißes oder zu kaltes Baden, eine Erkältung. Ebenso betroffen sein kann die

Milchsekretion einer stillenden Mutter, ausgelöst durch seelischen Stress oder zu starke körperliche Belastung.

 

Auftragen von Flüssigkeiten, Salben und Pudern als Unterdrückung

S. Hahnemann hat in seinem Buch zu den chronischen Krankheiten viele solcher Unterdrückungen aufgezählt und sein Unverständnis darüber geäußert. Wie könne man so verblendet sein, die „ … dem Ausschlage zu Grunde liegende … innere Krankheit… ,nicht zu erkennen, … mit stolzem Leichtsinn zu ignorieren …, und die Täuschung fortzusetzen, … und die Welt bei dem verderblichen Wahne lassen…:

die unerträglich jückendem Pusteln wären nur ein bloß oberflächliches Hautübel, und durch ihre örtliche Vernichtung sey der Mensch frei von allem Übel geworden und rein gewesen… „.

Dazu gehören die Unterdrückung von Akne, einem Ekzem, Impetigo oder anderen Hautausschlägen durch Auftragen von Zink- und Schwefelsalben, Cortisonpräperaten u. a

Fußschweiße werden mit Puder behandelt, Eiterabsonderungen der Bindehaut mit Silbersalzen oder antibiotischen Salben, Geschwüre werden geschnitten und mit

Antibiotika lokal oder systemisch  behandelt, Warzen werden weggeschnitten, gelasert oder weggeätzt. Ausfluss soll durch Spülungen zum Einhalt gebracht werden, Pilzinfektionen im Genitalbereich werden mit Zäpfchen und Salben und systemisch angewandten Antipilzmitteln behandelt.

Das sind nur einige Beispiele für lokal angewandte Mittel, die die äußeren Zeichen der inneren Störung beseitigen sollen.

 

 

 

 

 

 

Innere schulmedizinische Behandlung und Unterdrückung

Hier wären die vielen penicillin- und cortisonhaltigen Präperate zu nennen die, innerlich gegeben, Entzündungen stoppen sollen, Schmerzmittel, fiebersenkende Medikamente, Sedativa für Unruhezustände, Schlafstörungen und  Epilepsie, Salicylate gegen  Rheumaschmerzen und so weiter. Täglich werden neue Produkte entwickelt für die unterschiedlichsten inneren  Beschwerden.

 

Chirurgische Eingriffe und Unterdrückung

Vieles, was der Organismus mit viel Kraft nach außen gebracht hat an „ungefährlichere Plätze“, um „edlere“ Organe zu schützen wird mit Hilfe chirurgischer Eingriffe entfernt.

Die Patienten gelten als geheilt, weil nichts Sichtbares mehr da ist. So werden zum Beispiel  Polypen, Mandeln, Warzen, Wurmfortsätze, Venenerweiterungen,, Hämorrhoiden, Fisteln, Knochenauswüchse ausgeschält, abgeschnitten, abgebunden, vereist oder weggebrannt, gelästert usw.

 

Unterdrückungen durch Impfung

Mit sehr hohem Aufwand wird die Notwendigkeit von Impfungen schon ab dem Säuglingsalter öffentlich propagiert. Sie böten Schutz gegen die früher üblichen Kinderkrankheiten, gegen sonstige Erkrankungen, gegen lebensgefährliche Infektionen u. s. w., eine Menge guter, aber einseitiger Informationen wird verbreitet.

Aber bekanntlich hat jede Medaille zwei Seiten. Es lohnt immer, sich mit impfkritischer Literatur auseinander zu setzen.

Die Entwicklung des Immunsystems ist bei einem derartigen Übermaß an Impfungen nur schwer möglich. Die Kinder sind  danach oft chronisch erkältet, was dann wiederum eine Behandlung mit Antibiotika erforderlich zu machen scheint. Ganz abgesehen von Impfschädigungen im seelischen und körperlichen Bereich, die nicht zuletzt auf die Begleitstoffe zurückzuführen sind, die zur Herstellung und Konservierung der Impfstoffe notwendig sind.

 

Unterdrückung einzelner isolierter Symptome

 

Hierbei geht es vor allem um die homöopathische Behandlung jedes einzelnen Symptoms. Durch den dafür notwendigen ständigen Mittelwechsel verliert das Gesamtbild der Erkrankung seine Gestalt und es wird schwierig für einen klassisch arbeitenden Homöopathen, einen Überblick über die zugrunde liegende Störung zu erkennen. Besonders die Verwendung von homöopathischen Komplexmitteln, aber auch die zunehmende Zahl von sich selbst homöopathisch behandelnden Laien machen den Zugang schwierig.

Es ist eine Tatsache, dass jede Unterdrückung eine Erkrankung nach innen treibt, Symptome verdeckt und damit ein verändertes Bild der Krankheit vortäuscht. Damit wird auch der von der Natur gegangene Weg versperrt, nämlich den Heilungsweg von innen nach außen zu nehmen, von den lebenswichtigen Zentren zu den davon unabhängigen Gebieten.

 

J.H. Allen drückte es sehr deutlich aus: „ Etwa fünfzig Prozent aller sogenannten Heilungen sind mehr oder weniger  nichts anderes als Unterdrückungen irgendeiner Art oder eine Abbiegung des Krankheitsprozesses, ein Anhalten der Ausscheidung in einem Körperteil, die Schließung der Schleuse der Erleichterung eines erkrankten Körpers.

Wenn wir meinen, mit äußeren Maßnahmen dem Prozess einer äußeren Erkrankung Einhalt geboten zu haben, der aber die Auswirkung eines inneren Vorganges ist, so haben wir uns schwer geirrt, denn es gibt in Wahrheit nicht so etwas wie eine äußere Erkrankung, es ist immer das Wirken der inneren Kraft.“

 

Wenn also auf eine äußere Erscheinung, ein Symptom, hin behandelt wird, ist es möglich, dass eine kurzzeitige Besserung eintritt – eine Beschwichtigung des Übels. Danach sind entweder die Beschwerden wieder da oder sie  aber zeigen sich an anderer Stelle. Niemand bringt dann diese Erscheinungen mit dem ursprünglichen Krankheitsgeschehen in Zusammenhang. Noch bedenklicher ist es, wenn der Prozess im Inneren, im Verborgenen weiter voranschreitet.

Zum Beispiel wird kaltes  Wasser bei einer verbrannten Hand kurzeitig Linderung des Brennschmerzes bringen, aber danach wird die verbrannte Stelle umso stärker schmerzen.

Oft erlebt man auch in der Praxis immer wiederkehrende Anginen oder Mittelohrvereiterungen, die durch Gabe von Antibiotika für die Zeit der Einnahme scheinbar besser geworden sind, danach zurückkehren und wieder einer Behandlung bedürfen – und so fort.

 

Wie schon erwähnt, besteht die Lebenskraft nicht aus Materie und Ihre Störung kann deshalb auch nicht mit materiellen Arzneimitteln erreicht werden.

Die Krankheit als Verstimmung der Lebenskraft kann also nur durch ein ihr absolut ähnliches, ebenfalls geistartiges, dynamisches, nämlich homöopathisches Mittel geheilt werden.

Um dieses „Ähnliche“ zu finden, werden die Grundsätze der klassischen Homöopathie angewandt, wie sie in den vorangegangenen Serien beschrieben wurden.

 

Besonderheiten und Unterschiede zwischen einer Konstitutionsbehandlung und einer Akutbehandlung. Näher eingegangen wird auf das Prinzip der Lebenskraft und in diesem Zusammenhang werden die vielfältigen Maßnahmen erläutert, die wir zur Heilung des Menschen an Körper und Geist  anwenden.

 

 

Konstitutionsbehandlung

 

Menschen, die vielerlei „Unterdrückungen“ in ihrem Leben erfahren haben, sind oft chronisch krank. Dann machen lang anhaltende, wiederkehrende Beschwerden das Leben schwer. Die immer wieder auftretenden Symptome sind auch in diesem chronischen Zusammenhang zu sehen und entsprechend  zu behandeln. Sonst würde es eine ständige Abfolge von Behandlungen und die tiefer liegende „Verstimmung“ der Lebenskraft bliebe unberücksichtigt. Es ist also nicht ratsam, die akuten Schübe einer chronischen  Krankheit immer als neue akute Erkrankungen zu behandeln.

Eine konstitutionelle Behandlung schließt den gesamten Weg des Patienten bis zum Zeitpunkt der Anamnese ein. Biographisch genau wird nach möglichen Ursachen und Auslösern gesucht und diese in zeitlicher Reihenfolge angeordnet. Alle Symptome und Beschwerden müssen nach dieser Methode untersucht werden.

Der Homöopath sucht nach einem Mittel, was die aktuellen Beschwerden erreicht und gleichzeitig den Weg bis dahin berücksichtigt. Das ist nicht immer leicht und oft

bedarf es einer fein abgestimmten Abfolge von homöopathischen Mitteln. Vithoulkas, ein griechischer Homöopath und Preisträger des alternativen Nobelpreises 1996, verglich das Vorgehen bei der Behandlung chronischer Erkrankungen mit dem Schälen einer Zwiebel, die man Schicht für Schicht abtragen muss.

 

 

Akutbehandlung

 

Die Behandlung akuter Beschwerden eines Menschen konzentriert sich auf deren momentanen Zustand. Damit in Zusammenhang stehen Fragen wie: Seit wann bestehen die Beschwerden, was lässt sich an Veränderungen zum vorherigen Zustand beobachten, gibt es mögliche Ursachen oder Auslöser, wo tut was weh und auf welche Art, gibt es Ereignisse, die sich bessernd oder die sich nicht günstig auf die Beschwerden auswirken, gibt es äußerlich erkennbare Zeichen der Erkrankung ?

So etwa wird der Homöopath ein individuelles Bild von der akuten Erkrankung des Patienten gewinnen, ein entsprechend ähnliches akutes homöopathisches Mittel finden und in angemessener Potenz verordnen.

Sollten diese Personen nun immer wieder mit einer anderen akuten Beschwerde die Praxis aufsuchen, ist so zu verfahren, wie oben in der Konstitutionsbehandlung beschrieben. Der Patient ist in einem Gespräch aufzuklären über die Zusammenhänge seiner akuten Erkrankungen und eine chronische homöopathische Anamnese wird empfohlen.

 

 

Literatur:

Allen, J. H. Die chronischen Krankheiten/Die Miasmen. 3. Auf. Verlag Rene v. Schlick. Aachen.1996

Boger, C.M. Philosophie des Heilens. Verlag Müller und Steinicke München. 2002

Boericke, W. Handbuch der homöopathischen Materia medica. 2. erw. Auflage. Haug-Verlag. 1996

Hahnemann, S. Organon original. Letzte und 6. Auflage. O.-Verlag. 1985

Hahnemann, S. Die chronischen Krankheiten. Band 1 bis 5. Haug-Verlag. 1995

Hahnemann, S. Reine Arzneimittellehre. Band 1 bis 6. Haug-Verlag. 1995

Hilfsmittel während homöopathischer Behandlung. Haschenburger/Stratmann. 1999

Kent, J. T. Prinzipien der Homöopathie. Barthel und Barthel Verlag.1996

Köhler, G. Lehrbuch der Homöopathie. Band I. 5. Auflage. 1988

Künzli,J./ Barthel, M. Kent`s Repertorium Generale. 3. Auflage. Barthel & Barthel Verlag. 1992

Jus, M. S. Die Reise einer Krankheit. Homöosana. Schweiz

Lockie Andrew, Dr. Das große Lexikon der Homöopathie. Ein Dorling Kindersley Buch. 2000

Ritter, H., Samuel Hahnemann, Haug Verlag 1986

 

Adresse für weitere Informationen zur klassischen Homöopathie und zu klassisch arbeitenden Therapeuten in  Ihrer Nähe:

 

„Verband klassischer Homöopathen Deutschlands e.V.“  – VKHD  – www.vkhd.de

 

 

In der Praxis von Frau Dr. Angela Söldner werden u. a. Grund- und Aufbaukurse zur klassischen Homöopathie angeboten. Die Kurse wenden sich an Interessierte, die sich gern intensiver mit dieser klassischen Therapieform beschäftigen wollen.

Nähere Information bei Frau Dr. Angela Söldner, 0371 / 3674684

www.pkh-chemnitz.de

 

Dr. paed. Angela Söldner

Heilpraktikerin / Klassische Homöopathie

Gluckstrasse 1

09120 Chemnitz

 

 

 

 

Bild von mir  – www.vkhd.de – Mitgliederverzeichnis – Chemnitz

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